30.09.10

Das alte Lied: Diskriminierung

Man liest gemütlich zum Frühstück die Tageszeitung - damit man informiert ist, was in der Region geschieht -, dann stolpert man über die Stellenanzeigen und liest in einem Gesuch für eineN TastaturbetätigerIn/AktensortiererIn/TelefonistIn (=> VerwaltungsfachangestellteN) im öffentlichen Dienst:

"Bewerbungen von Frauen sind ausdrücklich erwünscht. Bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung werden Frauen bevorzugt berücksichtigt."

Das kommentierte meine Frau, welche die Zeitung zuerst las, sinngemäß wie folgt:
"Was bilden die sich eigentlich ein? 'Frauen werden bevorzugt berücksichtigt.' Benötigen wir etwa ein Händchen, das uns durchs Leben führt? *brummel* an mich: Fühlst du dich da nicht diskriminiert, aus beiden Gründen?"

Aus beiden Gründen? Nun, der eine Grund ist klar, ich bin männlich. Der zweite Grund lässt sich auch kurz beschreiben. Seit einem Unfall bin ich für so ziemlich alles auf den Rollstuhl angewiesen (Ich geh einfach mal davon aus, dass meine lieben Leserinnen und Leser insoweit mitdenken können, was das bedeutet).

Aber zurück zum Thema. Fühl(t)e ich mich diskriminiert? Das war eine sehr gute Frage, auf die ich zu dem Zeitpunkt mit Folgendem antwortete:
"Diskriminiert? Das nicht. Ich finds schade, dass es soweit gekommen ist, dass nicht mehr allein die Qualifikation und die Probezeit zählt, sondern Männern von Vornherein gesagt wird, dass sie die Stelle vergessen können. Aber dann wieder ist es ein Rathaus. Dort wird zu Repräsentationszwecken eingestellt."
Im Laufe des Tages ging mir die Frage dann noch des Öfteren durch den Kopf und ich diskutierte auch mit anderen Menschen darüber.
Es war erstaunlich, dass die Antworten beider Geschlechter meiner ziemlich ähnlich waren, zumindest was die Repräsentationszwecke angeht. Ein größerer Teil war auch empört darüber, dass nur Frauen explizit genannt wurden, und keine Minderheiten, was mich doch etwas überrascht hat. War es bisher dieser größere Teil, der in anderen Debatten die Frau über alles andere gestellt hat: Familie, Kind, Mann, Minderheit; jedes Mal. So als allmächtiges Geschöpf, das zugleich allwissend ist und die Weisheit komplett für sich gepachtet hat (Ich bin da aber auch nicht total anders, ich stelle meine (!) Madame über alles und jeden, auch wenn ich sie manchmal schon an die Wand klatschen könnte :x).


Generell mache ich mir aber schon länger über etwas anderes Sorgen.
Die Diskriminierung gegenüber den männlichen Wesen in unserer Gesellschaft, die mit Aussagen wie "Mehr junge Frauen für Technik begeistern, mehr junge Männer für soziale Berufe" oder der alljährlichen Riesen-PR für den Girls Day in Schulen vorangetrieben wird.
Ich will hier jetzt auf keinen Fall den Girls Day schlecht reden, es ist gut, wenn den Kindern früh ihre Möglichkeiten aufgezeigt werden und sie für ihre spätere Berufswahl die geschlechtstypischen Berufe ignorieren und sich eine Beschäftigung in einem für sie interessanten Arbeitszweig suchen sollen.
Wenn man dann aber schon im Alter von 10 lernt, dass Mädchen bevorzugt werden, eben weil es (noch) kein offizielles Pendant zum Girls Day gibt, dann kann es ja mit der Gleichberechtigung nichts werden, nicht wahr? Aber das wird ja nicht bedacht, werte Frauen Shavan und Schröder, deren Ministerien den Tag von Regierungsseite aus mitveranstalten. Dasselbe gilt auch für die Vorgängerinnen Bulmahn, von der Leyen, Schmidt und Bergmann, die sich dabei nichts gedacht haben.


Was ist mit der (immer wieder gerne) geforderten Einführung von Frauenquoten in Unternehmen?
Dann wäre die Qualifikation also egal, notwendig ist zuerst, weiblich zu sein. 
Wie war das nochmal mit der Gleichheit? Ach genau, das gilt ja nur vor der Staatsgewalt. Für alles andere gelten wieder eigene Regeln.


Feminismus hin oder her, aber Einführung solcher Quoten oder bei Stellenausschreibungen, die ein Geschlecht/eine Minderheit bevorzugen, sollte man sich, egal ob Weiblein oder Männlein, nur noch an den Kopf fassen.


Liebe Frauen, ihr dürft vieles. Ihr dürft wählen. Ihr könnt über Leben oder Tod eines Ungeborenen allein bestimmen. Ihr werdet bei Arbeitsplätzen bevorzugt behandelt. Ihr könnt euch raussuchen, ob ihr direkt nach der Schule/dem Studium Karriere machen wollt oder ob ihr zuerst eine Familie gründen wollt. Ihr habt die Gleichstellung in der Familie erreicht und müsst euch nicht mehr unterordnen.
Um gleiche Gehälter im Beruf zu erreichen, müsst ihr nur noch anders verhandeln.
(Nebenbei wird immer gesagt, Karriere und Familie wären nicht vereinbar. Dann frage ich mich, wie das die Alleinerziehenden oder die früh Verwitweten schaffen? Nicht, indem sie das behaupten. Sie legen sich eine gescheite Zeitplanung zu. Und das lässt sich erlernen.)


Wir Männer sind von euch abhängig. Familie? Find eine Frau, die das auch will, ansonsten verabschiede dich von dem Gedanken. Du hast eine gefunden, die sich dann plötzlich gegen das Kind entscheidet? Tja, Pech gehabt. Bestimmten Arbeitsplatz im Blick? Dann brauchst du eine sehr gute Qualifikation und Glück, dass keine Frau auf denselben Gedanken gekommen ist.


Könntet ihr etwas runterfahren und auch an die Minderheiten denken?
Wie wäre es ebenfalls mit Forderung einer Einführung einer Quote für Menschen mit Behinderungen in Unternehmen? Für Menschen mit Migrationshintergrund?
Würdet ihr wirkliche Gleichstellung fordern, dann würdet ihr das mittlerweile für alle und nicht nur für euch fordern.
So zeigt es ja nur, dass ihr gar nicht anders als die Herren seid und auch nur Macht wollt.


Das Traurige an der ganzen Sache ist, dass geschätzt 80% der Menschen, die mir persönlich (draussen in der großen bösen Welt) ekelhaftes Mitleid entgegenbringen, Frauen sind.
Und da wird mir täglich eines klar:
Euer Mutterinstinkt wird euch immer beherrschen. Egal, ob ihr es wollt oder nicht.