01.11.10

Kekse gegessen, Kaffee getrunken, Firma gekauft!

Jede(r) verarbeitet Trennungen anders.
Manch eine(r) isst Unmengen an Schokolade, manch eine(r) verkriecht sich im Bett und trauert über die zu Ende gegangene Beziehung, manch eine(r) gibt Unsummen an Geld für "unnötigen" Schnickschnack aus, manch eine(r) stürzt sich in Arbeit und wieder andere flüchten sich in die Arme "wildfremder" Menschen. Generell sehe ich mich in der ersten, der dritten und der vierten Gruppe, wobei ich nicht Unmengen an Schokolade esse, sondern einfach viel mehr Zeit in der Küche und dort am Herd verbringe (und das will ja auch gegessen werden).
Aber dieses Mal war es dann doch anders. Da ich krank wurde, fiel kochen flach und meine Ernährung bestand aus Kaffee, Tee, Salat und Eukalyptustropfen/-bädern (letzteres, da ich auch einmal herausfinden wollte, wie sich ein Koala so wohlfühlt, mit dem ganzen Eukalyptuszeugs <3).
Mit Arbeit noch extra beladen musste ich mich nicht, da ich vor lauter Meetings eh nicht zum Arbeiten kam (Kennt jemand die Statistik, dass in der IT wöchentlich mehr Meetings abgehalten werden als dass im Endeffekt produktiv gearbeitet wird? Das meine ich ~_~).
Geld für Schnickschnack musste ich auch nicht ausgeben, da ich mit meinem Homeserver, meinem Laptop und meinem i9000 Galaxy S genug Spielzeug besitze und Schnickschnack in Hardware geendet hätte.
Und irgendwie hat das alles aber auch so rein gar nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun. Ich kann das sehr gut, sollte wohl doch alles stehen und liegen lassen und in die Politik gehen ^_^.


Ich habe eine Chance gesehen, eine Chance, bei der mein Bauch mir gesagt hat, ich soll es tun. Und da von den Dingen, die ich in den letzten sechs Jahren spontan aus dem Bauch heraus entschieden habe, nur meine Ehe gründlich daneben ging (bereut habe ich sie trotzdem nicht) und der Rest trotz anfänglicher Schwierigkeiten wundervoll verlief, verlasse ich mich auch dieses Mal auf ihn, aller Widrigkeiten zum Trotz.
Mir kam zu Ohren, dass eine Firma, in der ich seit Längerem Potenzial sehe, kurz vor der Insolvenz steht.
Und was habe ich letztens von der wunderbaren Michaela auf Twitter gelesen:
[Herzinfarktgeräusch] Kurz davor folgendes zu bestellen: Adobe CS5 Creative Suite, iPhone, Android. Andere kaufen sich nen Porsche ...
Da möchte ich noch hinzufügen:
Und wieder andere retten ein Unternehmen vor der drohenden Insolvenz und sichern so vierzig Arbeitsplätze!
Auch wenn mich mein Freundeskreis dafür - wieder einmal - für verrückt erklärt hat (Ich habe euch trotzdem lieb ^_^).

"Arbeitest du nicht als Serverschlampe (Systemadministrator für die Unwissenden) bei ${Firma}*? Und wie machst du das mit dem Berufskolleg? Und überhaupt: WTF?"
Ja, noch arbeite ich als Administrator für ${Firma}. Und trotz manch stressiger Arbeitstage macht es mir ungemein viel Spaß, dort zu arbeiten. Aber ich brauche etwas Neues, da mir in mittlerweile (oder sollte ich doch eher sagen 'gerade einmal') dreizehn Monaten der vierte (!), frisch vom Studium angestellte "Abteilungsleiter Technik" vor die Nase gesetzt wurde. Und ich frage mich nun wirklich, ob den Studenten im Studium der Wirtschaftsinformatik neben Narzissmus auch beigebracht wird, dass ein proprietäres Betriebssystem, welches erst noch aufgesetzt, konfiguriert und noch extra abgesichert werden müsste, einem freien System überlegen ist, das sich bewährt hat und das läuft (Habe ich schon einmal erwähnt, dass dieses Binden von Universitäten an Microsoft dank MSDNAA einfach der letzte Mist ist?).
Aber das wird dann, zumindest ${Firma} betreffend, nicht mehr meine Sorge sein. Mein Vertrag läuft noch bis zum 31.12. diesen Jahres, dann nehme ich meinen Hut und überlasse meine 'Kinder' (Kanata, Rina, Motoko, Yuki, Saeko, Shana, Hinagiku und Mikoto) meinem Nachfolger, auf dass er sie gut behandelt (Sysadmins und ihre Fantasie, wenn es um Servernamen geht <3).

Ich habe in meinem neuen Unternehmen eine verdammt fähige Assisstentin, die alles regelt, solange ich noch anders beschäftigt bin, das mache ich mit dem BK.

Und "WTF?" ist immer eine sehr gute Frage.
Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich keine Hemmungen habe, etwas zu machen, wovor sich viele andere scheuen würden, einfach weil die Zukunftsaussichten nicht sehr rosig sind. Ich versuche lieber etwas, das dann schief geht, als dass ich mir in einigen Jahren Vorwürfe machen würde, ich hätte es nicht versucht. Würde ich das nicht tun, würde ich jetzt wohl brav in der Universität sitzen und Rechtswissenschaften oder Medizin studieren (wozu ich von Kindheit an auch immer gedrängt wurde: "Du hast Möglichkeiten, die keiner von uns hatte. Werd Anwalt oder Arzt." Kennt das wer? >.<). Eine Zeitlang gefiel mir auch die Vorstellung, aber es gab dann doch ein paar Ereignisse, die mich an den Wegen haben zweifeln lassen.
Und jetzt steh ich eben hier, alles ungeplant. OHMIGOSH! (höhö, ich und nicht planen, der Witz war gut. Wenn ich eines als allererstes gelernt habe, als ich anfing, als Sysadmin zu arbeiten, dann war es, dass das Leben und die Arbeit soviel einfacher ist, wenn man gewisse Dinge im Vorraus plant. Aber das ist mehr Wochen- und Monatsplanung als Jahresplanung. Ein Ziel hatte ich, den B.Sc., Wirtschaftsinformatik an einer BA zu holen und dann mal sehen :x. BA != Uni, nur so am Rande).

Zwei Dinge nerven mich an der ganzen Sache trotzdem:
1. Das Durchschnittsalter meiner Angestellten liegt dann zwei Jahre über meinem [ich bin einfach zu jung für diese Welt (=^_^=)]
Und, viel wichtiger:
2. Ich kann nicht sämtliche sechzig Angestellte weiterbeschäftigen, sondern muss ein Drittel entlassen. :\
Aber ich bin kein schlechter Mensch (Selbstbeweihräucherung liegt mir) und ich habe mir nicht umsonst ein gutes Netzwerk hier aufgebaut. Daher darf ich mit Recht behaupten, ich bin toll, da ich für drei Viertel der zu entlassenden Mitarbeiter übers Wochenende passende Stellenangebote besorgt habe. \o/
Für die restlichen Fünf wird sich dann auch noch etwas finden lassen. :>

@C.
Nur für dich Mathematikernudel:
Aufenthalt ${me} in IRC -> 0.

* Name wird nicht veröffentlicht, Rechtsprechung in Deutschland ist zu obszön